Wechseln der Ventildeckeldichtung

    • Offizieller Beitrag

    Wechseln der Ventildeckeldichtung

    Hintergrund war folgender; Mein kleiner MX stank in letzter Zeit erbärmlich nach verbranntem Gummi oder ähnlichem. Bei näherem Betrachten des Motors sah man deutlich, dass der Motorblock nicht nur "schwitzte", sondern wohl schon etwas mehr Öl aus der Ventildeckeldichtung drückte.

    Also ran an's Werk: Ich hab mir erst mal ne neue Ventildeckeldichtung besorgt (das Teil ist aus Gummi) und ne schöne große Dose Bremsenreiniger.

    Dann ging es dabei: Zuerst musste der offene Luftfilter weichen, damit ich meine Domstrebe rausschrauben konnte. dann wird am Motorblock jeder der verchromten "Hutmuttern" (sind Schrauben) rausgeschraubt und der Zündverteiler von dem Deckel gelöst - ebenfalls zwei Schrauben. Jetzt noch die beiden kleinen Schläuche links und rechts abziehen und der Deckel ist los. Vorsichtig nach oben/vorn abheben. Das tropfende etwas möglichst schnell umdrehen, sonst habt ihr auch Öl auf dem Lack wie ich. Hier mal zwei Fotos, einmal von bereits gereinigten Ventildeckel und vom Kopf ohne Deckel:

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    Nun kann man die alte Dichtung langsam aus dem Deckel ziehen, wirklich langsam, da sie wahrscheinlich eher an Hartplastik erinnert als an ehemals weiches Gummi! Hier mal die Überreste der alten Dichtung:

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    Ihr werdet evtl. merken, dass kleine Teile der Dichtung noch am Deckel kleben und dass dieser immer noch von Öl nur so trieft. Nun schlägt die große Stunde des Bremsenreinigers: Der Ventildeckel wird wie hier zu sehen auf eine saugfähige Unterlage gelegt und mit dem guten Zeug eingesprüht. Mit einem nicht haarenden Pinsel und einer Klinge/Messer etc., besser aber den Fingern, da so nicht die Gefahr des Verkratzens des Deckels besteht, werden nun die Überreste des Öls, der Dichtung und des evtl. benutzten Klebers gründlichst! entfernt. Dann das Ganze abfließen und gut trocknen lassen, der Bremsenreiniger verdunstet recht schnell.

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    Jetzt können wir uns dem offenen Zylinderkopf widmen, auch hier muss der Bereich, an dem später die Dichtung sitzt schön sauber sein. Hier kann man aber besser den Bremsenreiniger auf einen Pinsel sprühen und so die Ränder reinigen, es sei denn, der Ölwechsel steht eh an - ich würde trotzdem lieber nur mit dem Pinsel reinigen und mit einem fusselfreien Lappen nachwischen.

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    Wo wir jetzt den Kopf schon soweit auseinander haben, kann man auch mal auf die Nockenwelle achten, ob diese evtl. Macken hat und nach Austausch aussieht - sah bei mir zum Glück wie frisch poliert aus. Ich hab dann auch gleich noch mal die Zündkerzen rausgeschraubt, da ich auch hier jetzt klasse drankam. Durch die kaputte Dichtung sahen die leider nun so aus:

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    Ach ja, rausgeschraubt hab ich, wie man ansatzweise auf dem Bild erkennen kann, mit dem einfachen und normalen Serienkerzenschlüssel, der meinem MX wie wohl auch den meisten anderen beilag. Ich denke, ich kann froh sein, das mein MX noch so gut lief!

    Den Zündkerzensitz habe ich daraufhin auch trocken gelegt und gereinigt. Das geht recht gut mit einer Knarrenverlängerung und einer kleinen Nuss vorn drauf. Das Ganze wird in einen fusselfreien Lappen eingewickelt, mit dem man so gut in die Höhlen der Zündkerzen gelangt. Sauber ist nun alles, also noch kurz die Dichtung in den Ventildeckel drücken und auf den Zylinderkopf setzen.

    Nun kommen wir zu dem heikleren Teil: Der Deckel soll nicht verkantet verschraubt werden und nur mit 5 - 10 Nm angezogen werden! Also werden die Hutschrauben per Hand leicht eingedreht. dann auf keinen Fall eine Knarre zum anziehen benutzen!!!! Nur die Verlängerung und evtl. ein T-Griff. Nun werden die Schrauben in drei/vier Durchgängen immer wieder Stück für Stück über Kreuz leicht angezogen.

    Denkt dran, wenn Ihr eine Radmutter mit Radkreuz festschraubt, knallt ihr die mit fast 150 Nm fest!!! Also wirklich vorsichtig festdrehen. Wer hat, kann gern einen Drehmomentschüssel benutzen, wobei dieser auch schon eine gewisse Güte haben sollte um 5 - 10 Nm überhaupt anzuzeigen.

    Alle Schrauben wieder fest? Auch an die Zündanlage gedacht? Dann noch die Schläuche wieder drauf stecken und fertig. Ich musste noch die Domstrebe und den Filter wieder einsetzen aber das war's auch.

    Arbeitszeit inkl. Kaffeetrinken und Deckel von außen versuchen aufzupolieren: Ca. 3 Std. (nur die Dichtung wechseln dürfte so in einer guten Stunde erledigt sein.)

    Jetzt noch den Motorblock von außen reinigen um zu sehen, ob er noch Öl rausdrückt. Dann erst mal im Stand laufen lassen, wenn alles dicht bleibt, kurze Probefahrt. Wenn ihr alles richtig gemacht habt, bleibt das Öl nun im Motor!

    Viel Spaß!